Aus der Region: Stadt Basel baut Einkaufsstrasse um und «vergisst» Menschen mit Sehbehinderung

Die Stadt Basel hat ihre wichtigste Einkaufsstrasse umgebaut und dabei die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbeeinträchtigung nicht berücksichtigt. Nach Intervention des O+M-Trainers der Sehbehindertenhilfe Basel und des regionalen Interessenvertreters des SBV wird nun nach Lösungen gesucht.

Die Freie Strasse ist eine der wichtigsten Einkaufsstrassen in der Innenstadt von Basel. Zurzeit wird sie neugestaltet. Die Trottoirs fallen weg, und somit auch diese wichtigen Orientierungshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen. Wer nun denkt, dass bei so einem wichtigen Projekt die Interessen der Menschen mit Behinderung selbstverständlich einbezogen werden, sieht sich getäuscht. Nach der Fertigstellung der ersten Etappe zeigte sich, dass keine Orientierungshilfen für Blinde vorhanden sind. Somit wurden einmal mehr die Bedürfnisse von Menschen mit einer Sehbehinderung bei der Neugestaltung des öffentlichen Raums nicht berücksichtigt.

Die Verantwortlichen des zuständigen Bau- und Verkehrsdepartements BVD gaben an, dass die Passanten zu den Ladenlokalen geführt werden sollen. Gut sichtbare Linien in der Mitte der Strasse würden dem entgegenwirken. Es sind zwar ansatzweise Abwasserrinnen vorhanden. Diese sind aber so minimal, dass sie mit dem weissen Stock nicht ertastbar sind. Auf Intervention des O&M-Trainers der Sehbehindertenhilfe Basel und des regionalen Interessenvertreters des SBV werden nun Lösungsvorschläge diskutiert.

Unterstützend wirkte da sicher auch ein vom Behindertenforum Region Basel organisierter, von unterschiedlich beeinträchtigten Menschen begleiteter Stadtrundgang mit der für das BVD zuständigen Regierungsrätin Esther Keller und leitenden Angestellten des BVD. Die mit Simulationsbrillen und Rollstühlen ausgerüsteten Teilnehmenden konnten bei diesem Anlass selbst feststellen, wie wichtig eine klar ertastbare Wasserrinne für die Orientierung mit dem weissen Stock oder wie unüberwindbar eine zu steile Rampe mit dem Rollstuhl sein kann. Aus diesem Treffen resultierten auch schon konkrete Anfragen von zuständigen Mitarbeitenden des BVD für eine Zusammenarbeit bei künftigen Projekten. Hoffen wir also, dass die Freie Strasse das letzte Umgestaltungsprojekt sein wird, bei dem wir im Nachhinein für unsere Bedürfnisse kämpfen müssen.